Autoflut bedroht den Großen Ahornboden - Mountain Wilderness Deutschlande.V. fordert eine autofreie Eng
Mit einem großen Transparent, Flugblättern und dem aktuellen Fahrplan des RVO-Busses machte die Umweltschutzorganisation Mountain Wilderness Deutschland (MWD) am 3.10.2001 auf die massive Autoflut durchs Risstal im Karwendelgebirge aufmerksam. Die Reaktionen reichten von Gesprächsbereitschaft bei manchem der „ertappten“ Autofahrer bis hin zur Androhung einer „Tiroler Watschn“ durch den Wirt des Selbstbedienungs-Restaurants bei den Engalmen. MWD setzt sich für eine autofreie Eng ein und möchte die Besucher möglichst schon ab München im Zug und ab Lenggries in den bereit stehenden öffentlichen Bussen wissen. Deren Angebot sollte im nächsten Jahr erweitert werden.
Bei herrlichstem Oktoberwetter waren es am Tag der Deutschen Einheit wieder Tausende von Autos, die den Weg durch das lange Risstal ins Herz des Naturschutzgebietes, bis in die Eng suchten. Die Parkplätze beim Alpengasthof Eng waren schnell überfüllt; die Autos parkten – wie immer an solchen Tagen – auf Böschungen, Waldwegen und Wiesen. Dass die Ahorne und damit das unvergleichliche Landschaftsbild durch die Abgase des Verkehrs und den Massentourismus gefährdet sind, kommt dabei wohl niemandem in den Sinn. Den meisten Bergwanderern ebenso wenig wie denjenigen, die die Eng als Selbstzweck zum Ziel haben. So bedrohen sie ihr eigentliches Ziel, die ursprüngliche und urtümliche Natur des Karwendels. Derweil gibt es seit diesem Jahr mit dem RVO-Bus – ab dem Bahnhof Lenggries und abgestimmt mit dem Fahrplan der Bayerischen Oberlandbahn – erstmals eine echte Alternative zum Auto.
Anlass genug für MWD, die Autofahrer direkt anzusprechen. Vor den Kalkmauern des Karwendels, zwischen Parkplatz und dem asphaltierten Weg zu den Engalmen, postierten sich die Aktivisten mit einem riesigen gelben Transparent und mit Faltblättern, auf denen sie für eine autofreie Eng warben. Eine bewusst provokante Forderung, die viele Besucher nicht unkommentiert stehen lassen konnten. In regen, meist freundlichen Diskussionen konnte MWD nicht nur Denkanstöße zum eigenen Verkehrsverhalten geben. Es wurde wieder einmal deutlich, dass es oft an der Information über die Möglichkeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein, mangelt. Schnell verteilt waren auch einige hundert der Faltblätter mit Wandervorschlägen und Busverbindungen, die die Alpenvereinssektionen München und Oberland eigens für die Wiederbelebung der Busverbindung in die Eng veröffentlichten.
Die Vision einer autofreien Eng konnte MWD überzeugend vermitteln. Die politische und praktische Umsetzung steht auf einem anderen Papier und stand (noch) nicht zur Diskussion. Hier wird weitere Kreativität und Innovationsbereitschaft von allen beteiligten Parteien nötig sein. Der RVO-Bus darf nur ein Anfang sein.
Für Unmut sorgte diese äußerst friedliche Aktion freilich bei den Wirten des Alpengasthofs Eng und der Engalmen: Sie drohten unverzüglich mit der Polizei oder gar mit einer Watschn für die Aktivisten. Hier im hintersten Winkel des Risstals ist die bitter nötige Verkehrswende wohl immer noch ein Fremdwort.
Eines aber war sicher an diesem Tag, das haben die Autofahrer unfreiwillig bewiesen: Die Verkehrswende macht Spaß, bringt unendlich mehr Qualität und Freiheit als unser aktuelles Auto-Frust-Modell: Der Bus stand morgens an der Mautstation – im Gegensatz zu den vielen Autos – nicht im Stau, die Bahn brauste abends an endlosen Autoschlangen vorbei durchs Isartal Richtung München. Die Fahrgäste johlten.
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